Im Osten wird weniger diskutiert
VON GERHARD MéSZáROS (Die Presse) 04.11.2006Trigon-Studie. "Relikte eines Egalitarismus" und Kultur-Veränderungen in CEE.
In Mittel- und Osteuropa tut sich was und das nicht nur in ökonomischer Hin sicht. "Auch die Management-Kultur, die Verhaltensweisen und Werthaltungen haben sich im Laufe des Transformationsprozesses geändert", konstatiert Erwin Huber von der Trigon Entwicklungsberatung. Er hat gemeinsam mit dem Institut für Internationales Management der Uni Graz über 300 Mitarbeiter österreichischer Konzerne mit CEE-Niederlassungen befragt. "Das Wettbewerbsdenken hat sich etwa total verändert", so Huber. "Die Leute im CEE-Raum wollen was werden. Wenn sie bei einem Unternehmen keine Perspektiven haben, dann suchen sie sich eben ein anderes." 55 Prozent der befragen Mittelosteuropäer sagten, dass ihnen gute Bezahlung und Aufstiegsmöglichkeiten wichtiger seien als eine hohe Lebensqualität, während nur 45 Prozent der Österreicher diese Präferenz für Geld und Karriere an den Tag legen.
Auch das Verhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeitern ist in CEE ein spezielles. "Wenn der Chef was sagt, dann wird das viel weniger diskutiert als bei uns", so Huber. Ein befragter (österreichischer) Manager formulierte es so: "Das Hierarchiedenken ist stärker ausgeprägt als bei uns - das geht bis zu einem ganz starken Obrigkeitsgefühl." Er sieht allerdings auch positive Aspekte in diesem Sachverhalt: "Auf der anderen Seite ist es schon auch wohltuend, dass man sich nicht ständig erklären muss."
Für Manager hat das die Konsequenz, dass sie klare Entscheidungen treffen und genaue Anweisungen geben sollten. Während die Mitarbeiter Hierarchien sehr achten, pflegen sie gleichzeitig zu ihren Vorgesetzten häufig eine fast schon freundschaftliche Beziehung. "Es ist etwa normal, dass der Chef am Montag fragt, was man am Wochenende so gemacht hat", erzählt Huber und sieht darin so etwas wie ein "Relikt eines Egalitarismus".
Treten einmal Probleme auf, so ist die Kommunikation weniger offen als in Österreich. "Schwierigkeiten werden nicht rückgemeldet, da versuchen die Mitarbeiter eher, sie irgendwie zu lösen. In Zentral- und Osteuropa besteht ein ausgeprägtes Talent für Improvisation", meint Huber. "Daher sollten Führungskräfte auf jeden Fall auf sorgfältiges Monitoring setzen."
Ein Ergebnis der Studie ist auch, dass nicht nur die nationale Kultur die Verhaltensweisen beeinflusst. "Es gibt auch signifikante Unterschiede zwischen Unternehmen, und das heißt: Auch die Unternehmenskultur hat einen wichtigen Einfluss."
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